Thaler Landschaft ohne Windräder
 

1 Windparks zerstören unseren einzigen "Rohstoff" – die schöne und vielfältige Juralandschaft.
2 Die Windenergieanlagen gefährden Arten und ihre Lebensräume.
3 Windenergie von unseren Jurahöhen löst das Energieproblem nicht.
4 Windparks führen zu einer Baustellen-Orgie auf den Jurahöhen.
5 Neue Stromschneisen vernarben das Gesicht unserer Landschaft.
6 Unsere Juralandschaft braucht keine Möblierung.
7 Wir ziehen den Kürzeren: Weder Strom noch Geld bleiben in der Region.
8 Der Naturpark Thal wird unglaubwürdig.
9 Über 80 Jahre konsequenter Juraschutz waren umsonst.
10 Windenergieanlagen zerstören Heimatgefühle.

Schöne und vielfältige Juralandschaft

Schöne und vielfältige Juralandschaft

Geht es nach dem Willen des Kantonalen Amtes für Raumplanung ARP SO, sollen auf unseren Jurahöhen Windparks mit "grossen Anlagen" gebaut werden. Solche haben eine installierte Leistung von mehreren MW. Es ist äusserst schwierig, sich die Dimensionen der um die 240 Meter hohen Anlagen vorzustellen. Zum Vergleich: Die Masten der Starkstromleitung auf dem Rüttelhorn sind knappe 20 Meter hoch – und selbst diese sind von überall her zu sehen, egal ob man auf dem Passwang steht oder im äusseren Wasseramt wohnt. Selbst "kleinere" Windenergieanlagen sind noch immer über stolze 100 Meter hoch – sie überragen die Masten um mehr als das Fünffache. Unsere Juralandschaft steht für die hohe Lebens- und Wohnqualität unseres Kantons. Sie ist einer der wichtigsten Trümpfe, die wir in der Hand halten, wenn es um die Gewinnung von Neuzuzügern geht. Wollen wir diesen Trumpf wirklich so leichtfertig verspielen?

Arten und ihre Lebensräume

Arten und ihre Lebensräume

Über die Auswirkungen der Windräder auf das Verhalten und die Mortalitätsrate von Wildtieren wie z.B. Federmäusen und Vögeln wird intensiv geforscht. Problematisch könnte es beispielsweise für die gefährdete Heidelerche werden. Schweizweit gibt es vermutlich noch 250 bis 300 Brutpaare dieser Art – bei uns im Jura genau in jenen Regionen, welche sich als Gebiete für Windenergieanlagen eignen. Zerstreut vorkommende Grossvögel mit Bedarf an erweitertem Lebens- und Nahrungsraum (z.B. Uhu, Wanderfalke, Rotmilan) wären extrem gefährdet: Die Kollision eines Vogels mit einem Windrad bedeutet oft die Auslöschung der ganzen Population im Gebiet mit Windturbinen. Die Juraketten dienen Zugvögeln als wichtige Leitstrukturen für den Vogelzug. Windkraftanlagen können als Hindernis wirken und zu einer Ablenkung von der Flugroute führen. Und nicht nur für geschützte Vögel gilt: Nachts oder bei schlechter Sicht bergen Windräder die Gefahr von Kollisionen. Wegen des Flugverkehrs müssen die Anlagen auf den Jurakreten deshalb nachts beleuchtet werden. Wollen wir wirklich zulassen, dass unsere sanften Bergrücken gegen eine Silhouette aus roten Lichtern ausgetauscht werden?

Windenergielöst das Energieproblem nicht

Windenergielöst das Energieproblem nicht

Niemand bestreitet: Wir brauchen mehr Strom aus erneuerbaren Energiequellen. Doch wie gross kann und soll dieser Beitrag sein? Das ARP hat sich mit dem Planungsgrundsatz "Die Windenergie soll einen substanziellen Beitrag an die Produktion von erneuerbarer Energie im Kanton Solothurn leisten" bereits selber ein Bein gestellt. 40 riesige Windenergieanlagen (Jahresproduktion je 3–4 GWh) produzieren im Jahr gleich viel Strom wie das kleine Flusswasserkraftwerk Flumenthal, nämlich rund 140 GWh. Damit könnte ein Fünftel der Solothurner Haushalte mit Elektrizität versorgt werden. Nun sind aber nicht die privaten Haushalte die grossen Stromverbraucher (ein Drittel), sondern Industrie, Gewerbe, Verkehr und Landwirtschaft (zwei Drittel). Genau deshalb operiert die Windenergie-Lobby auch gerne mit Haushalten als Vergleichsgrösse. Reine Augenwischerei! Unser Grundsatz: Zuerst müssen in bereits überbauten Flächen alle Möglichkeiten zur landschaftsschonenden Energieerzeugung ausgeschöpft werden, bevor die letzten unberührten Landschaften zerstört werden. Mit dem konsequenten Ausbau der Photovoltaik würde der Strombedarf der Schweiz mehr als gedeckt.

Baustellen-Orgie auf den Jurahöhen

Baustellen-Orgie auf den Jurahöhen

Der Bau grosser Windenergieanlagen ist mit massiven Eingriffen in Natur und Landschaft verbunden. Für den Aufbau sind ebene Installationsflächen von 2000 m2 nötig. Artenreiche Juraweiden werden planiert und ausgeräumt. Die Elemente einer grossen Windenergieanlage sind bis zu 70 Tonnen schwer (Generator) und zwischen 60 bis gegen 100 Meter lang (Rotorblätter). Diese Ungetüme müssen mit einem Tieflader auf unsere Jurahöhen transportiert werden. Das Bundesamt für Raumentwicklung beurteilt z.B. die Erschliessung der Schwängimatt als "sehr problematisch". Erstaunlich: Das ARP SO hat sich dazu nie geäussert. Wieso nicht? Das Fundament für ein Windrad benötigt bis zu 700 m3 Beton. Dafür sind geschätzte 100 LKW-Fahrten nötig. Dazu kommt ein Mehrfaches für die Materialtransporte, den Unterhalt und den späteren Rückbau der Anlage. Dieser Verkehr schadet der Natur und uns allen.

Vernarbung unserer Juralandschaft

Vernarbung unserer Juralandschaft

Mit den um die 200 Meter hohen Windrädern, den planierten Stellflächen und den breiten Strassen ist es noch nicht getan: Um den produzierten Strom ins Netz einspeisen zu können, sind auch noch Stromleitungen nötig. Das führt je nach Ausführung (ober- statt unterirdisch) zu weiteren massiven Schäden am Landschaftsbild. Der Naturpark Thal ist bereits durch zwei Überlandleitungen "vorbelastet". In breiten Schneisen durchziehen die Leitungen die Wälder. Rüttelhorn und Zentner sind mit weithin sichtbaren Masten verschandelt. Müssen wir uns deshalb noch den Irrsinn der Windenergie-Lobby gefallen lassen? Und: Der produzierte Strom bleibt keineswegs im Thal. Im besten Fall fliesst er dorthin, wo die Windräder hergestellt werden. Deren Herstellung verschlingt nämlich ungeheure Mengen an Energie, was man als graue Energie bezeichnet. Doch darüber sprechen die potentiellen Investoren nicht so gerne.

Juralandschaft braucht keine Möblierung

Juralandschaft braucht keine Möblierung

Windräder überzeugen durch modernes Design. Technokraten finden Windenergieanlagen deshalb "ästhetisch" oder sogar "schön". Vielleicht passen die Windenergieanlagen in den Küstenebenen Norddeutschlands auch gar nicht mal so schlecht ins Landschaftsbild. Nur: Was dort für gut befunden wird, muss nicht auch für den Solothurner Jura gelten. Bei uns durchbrechen die Windräder die Silhouette der Jurakreten und beeinträchtigen das Landschaftsbild massiv. Der Jura hat diese Möblierung nicht nötig. Unsere Juraketten beeindrucken durch ihre langen und wohlgeformten Rücken. Das finden auch unsere Nachbarn: Der Kanton Bern hat beantragt, die beiden Gebiete Grenchenberg und Schwängimatt aus dem Richtplan zu streichen. Beide liegen auf der ersten Jurakette und sind vom ganzen Berner Mittelland aus zu sehen. Doch das ARP SO beharrt weiterhin auf beiden Standorten und treibt die Planung für das Gebiet Grenchenberg zügig voran.

Strom noch Geld bleiben in der Region

Strom noch Geld bleiben in der Region

Arbeitsplätze sind bei der Gewinnung von Windenergie nicht in Aussicht. Über Steuereingänge bei den Einwohnergemeinden existieren nur Mutmassungen – oder anders gesagt: Es handelt sich dabei nur um nicht fundierte Lockvogelangebote. Während wir Solothurnerinnen und Solothurner die Kosten bei Natur und Landschaft zu tragen haben, wird die kostendeckende Einspeisevergütung des Bundes von den Betreibern der Anlagen einkassiert. Das Geld verdienen einige wenige, meistens ausserhalb des Kantons. Die finanziellen Konsequenzen für den erforderlichen Ausbau der Transportwege und die Anbindung ans Netz (Trafos, Leitungsbau) sind nicht absehbar. Die Tendenz, diese auf die jeweilige Trägerschaft oder die Gemeinden abzuwälzen, ist gross. Fazit: Für die Gemeinden und die betroffenen Regionen stellen die Windkraftanlagen ein grosses finanzielles Risiko dar.

Naturpark Thal wird unglaubwürdig

Naturpark Thal wird unglaubwürdig

Mit Pärken sollen die schönsten Landschaften unseres Landes geschützt und aufgewertet werden. Unser Thal trägt deshalb seit dem 1. Januar 2010 den Titel "Regionaler Naturpark von nationaler Bedeutung" – als allererste Region der Schweiz. Eine grosse Ehre. Das ARP SO will nun gerade vom Schutz dieser Landschaft nichts mehr wissen. Dabei ist klar: Der optische Störfaktor der hohen Windenergieanlagen liegt deutlich über dem, was eine Landschaft von nationaler Bedeutung ertragen kann. Dazu kommt, dass die unübersehbaren und allgegenwärtigen Anlagen den Betrachter von dem ablenken, was es in einem Naturpark tatsächlich zu entdecken gibt: die natürliche Umgebung, die Pflanzen, die Tiere, das Leben in all seinen Formen. Der Erfolg des Naturparks hängt ab von seiner Glaubwürdigkeit – und für die kämpfen wir.

Konsequenter Juraschutz war umsonst

Konsequenter Juraschutz war umsonst

Die seit ihrer Festlegung 1942 streng respektierte Juraschutzzone wird bei einer Realisierung von Windparks nur noch eine Worthülse sein. Während unseren heimischen Landwirten auf den Berghöfen Dachfenster und Wellblech-Dächer untersagt wurden, sollen windige Investoren jetzt monströse Anlagen aufstellen dürfen. Die Juraschutzzone ist bei den Solothurnerinnen und Solothurnern beliebt, sonst hätte sie den Bauboom der 1960er und 1970er-Jahre nicht überstanden. Wer eine Wanderung in den Berner Jura unternimmt, dem werden die Unterschiede vor Augen geführt: Ferienhäuschen und Freizeiteinrichtungen prägen dort vielerorts das Landschaftsbild. Bei der Festlegung der Juraschutzzone konnten die damals Verantwortlichen die nun geplanten Monster nicht voraussehen. Genau diese Lücke will die Windenergie-Lobby jetzt ausnützen. Wollen wir wirklich die Unverwechselbarkeit unserer Juralandschaft ihren wirtschaftlichen Interessen opfern? Im Mai 2020 wurde unter Federführung von TLoW eine von sämtlichen Thaler Gemeindepräsidien und der Geschäftsleitung des Naturparks Thal unterschriebene Eingabe an den Regierungsrat des Kt. SO eingereicht. Inhalt: Forderung nach Beachtung der vom ARP SO selbst erarbeiteten „Strategie Natur und Landschaft 2030+“. Die logische Konsequenz daraus wäre, alle Zonen für Windparks in der seit über 80 Jahren bestehenden Juraschutzzone aus dem Richtplan zu streichen. Die Antwort des Regierungsrats fiel, auf juristischen Wortklaubereien basierend, vernichtend negativ aus.

Zerstörung des Heimatgefühls

Zerstörung des Heimatgefühls

Die Solothurnerinnen und Solothurner lieben ihren Jura. Der Jura ist mit vielen Kindheitserinnerungen verbunden: dem Sonntagsspaziergang mit den Eltern, der Herbstwanderung in der Primarschule oder den Sagen und Legenden, die der Grossvater zu erzählen wusste. Die Solothurnerinnen und Solothurner begegnen "ihrem Berg" mit Achtung. Der Jura bietet ihnen Heimat. Auch die Juraschutzzone ist Ausdruck dieses Verhältnisses. Unsere Jurahöhen sollen keiner rein wirtschaftlichen Logik unterworfen werden, sondern auch ihren ideellen Wert behalten: der Berg als Quelle der Kraft und als Ort der Freiheit. Wer nicht im Jura oder an dessen Südfuss aufgewachsen ist, dem bleibt dieser Heimatbegriff fremd. Für die auswärtigen Investoren der Windparks sind unsere Jurahöhen einfach nur Bauland. Wollen wir unseren Berg so leicht preisgeben?