Tages Anzeiger, 12.09.2013 online

Schweiz

Leiter der Genfer Industriebetriebe tritt zurück

Risikoreiche Anlagen und gravierende interne Dysfunktionen: Der Leiter der Genfer Industriewerke, André Hurter, gibt sein Amt ab. Gegen ihn und den früheren SIG-Marketingleiter wurden Untersuchungen eröffnet.

Der Leiter der Genfer Industriewerke SIG, André Hurter, ist zurückgetreten. Auslöser waren Zweifel an risikoreichen Investitionen in Windkraftwerke im Jurabogen. Zwei Administrativuntersuchungen wurden eröffnet. Die Genfer Industriewerke hätten in den vergangenen vier Jahren Investitionen in Höhe von 46 Millionen Franken in die Firma Ennova investiert, ohne dass eine Megawattstunde Windenergie erzeugt worden sei, erklärte der Verwaltungsratspräsident des Genfer Regiebetriebes, Alain Peyrot, vor den Medien.
Als staatliches Unternehmen sind die Industriewerke für die Versorgung des Kantons Genf mit Strom, Gas, Wasser, Wärme sowie für die Abfall- und Abwasserentsorgung zuständig. Laut den Erläuterungen an der kurzfristig einberufenen Medienorientierung hat der SIG-Verwaltungsrat die Beteiligung im Juni eingefroren und einen Anwalt beauftragt, die Summe wieder herauszubekommen.

«Milchkuh» von Ennova

Ohne von Unterschlagung zu sprechen, merkte Peyrot an, dass die Industriewerke die «Milchkuh» der Ennova gewesen seien. Dem Finanzdirektor und dem ehemaligen Marketingleiter der SIG - den Hauptverantwortlichen bei den Verhandlungen - wird der Vorwurf der «Blindheit» gemacht. Sie hatten den Auftrag erhalten, aus den Genfer Industriewerken einen Vorreiter in der Windenergie zu machen. Gegen die beiden wurde eine Administrativuntersuchung eröffnet.
«Gravierende interne Dysfunktionen» traten laut Peyrot auch bei der Führung des Projektes zu Tage. Für diese übernahm der seit Januar 2008 amtierende SIG-Generaldirektor André Hurter nun die Verantwortung und reichte seine Demission ein. Generaldirektor ad interim wird der bisherige stellvertretende Generaldirektor, Alain Zbinden. (wid/sda)



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